Ulm News, Gestern, 08:45
Stimmungswechsel in der regionalen Wirtschaft? Die ersten 100 Tage entscheiden
Kurz mach durchatmen - die Stimmung in der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft hellt sich vorsichtig auf. Die Unternehmen blicken optimistischer in die Zukunft als zu Jahresbeginn. „Der mit der neuen Regierung verbundene Stimmungswechsel lässt den IHK-Konjunkturindex über die Wachstumsschwelle steigen“, stellt Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben bei der Vorstellung der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage fest.
Das größte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung sind allerdings weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. IHK-Präsident Reinhold Braun: „Die regionale Wirtschaft hat weiterhin mit vielen verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen. Deutschland droht das dritte Jahr ohne wirtschaftliches Wachstum, die globalen Herausforderungen kommen noch dazu. Als Wirtschaft erwarten wir von der neuen Bundesregierung Entschlossenheit, Geschlossenheit und vor allem Tempo.“
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet. Die Ergebnisse stellte die IHK Schwaben im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
IHK-Konjunkturindex über der Wachstumsschwelle
Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um 5 Punkte auf 104 Punkte an. Er liegt damit erstmals seit einem Jahr wieder über der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten, jedoch weiterhin unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 115 Punkten.
Während sich die Bewertung der gegenwärtigen Geschäftslage kaum verändert hat, haben sich die Erwartungen spürbar verbessert. Hatten zu Jahresbeginn noch 28 Prozent der Befragten eine weitere Verschlechterung erwartet, so sind es derzeit nur noch 20 Prozent. Im Gegenzug ist der Anteil der Unternehmen, die eine Verbesserung erwarten, um 3 Prozentpunkte auf 21 Prozent gestiegen. Lucassen: „Mit Blick auf die kommenden sechs Monate ist ein vorsichtiger Optimismus sichtbar.“
Branchen entwickeln sich ähnlich, Unternehmensdienstleister bleiben Spitze
Die konjunkturelle Spreizung zwischen den Branchen hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn wenig verändert. An der Spitze bleiben weiterhin die unternehmensbezogenen Dienstleister mit einem Branchenindex von 116 Punkten. Dann folgen der Einzelhandel mit 103 Punkten, das Baugewerbe mit 102 Punkten sowie die Industrie und das Reise- und Gastgewerbe mit jeweils 100 Punkten.
„Deutlich optimistischer blicken das Reise- und Gastgewerbe sowie das Baugewerbe in die Zukunft. Während das Reise- und Gastgewerbe von der ungebrochenen Reiselust profitiert, hofft das Baugewerbe auf Aufträge aus dem Infrastrukturpaket der neuen Bundesregierung“, erläutert Lucassen.
USA werden zum Problem, Zollpolitik bereitet Sorgen
Die gegenwärtige Zollpolitik der US-Regierung sorgt hauptsächlich bei der exportorientierten Industrie für große Verunsicherung. Viele Unternehmen erwarten, dass dies negative Auswirkungen auf die eigene Geschäftstätigkeit haben wird. Da sich die heimische Industrie auch aus den beiden wichtigen Märkten Europa und China wenig neue Impulse erwartet, hält die Exportflaute an. Mit Blick auf die USA wünschen sich die befragten Unternehmen von der EU und der neuen Bundesregierung konstruktive Verhandlungen statt einer weiteren Eskalation, neue Handelsabkommen mit alternativen Märkten sowie eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes.
Weniger Investitionen im Ausland geplant, dafür höhere im Inland
„Erstmals seit zwei Jahren planen die Unternehmen im Inland wieder mehr zu investieren. Die optimistischeren Geschäftserwartungen wirken sich positiv auf die geplanten Investitionen aus“, stellt Lucassen fest. Dagegen wollen die Unternehmen im Ausland weniger investieren als zu Beginn des Jahres. In Summe schließt sich die Schere zwischen den Investitionsabsichten im Aus- und im Inland fast vollständig. „Mut macht, dass erstmals seit langer Zeit wieder vermehrt über Kapazitätserweiterungen in Deutschland nachgedacht wird“, so Lucassen.
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen weiter größtes Risiko
Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent (minus 1 Prozentpunkt im Vergleich zum Jahresbeginn) bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent (minus 5 Prozentpunkte). Die Arbeitskosten (53 Prozent, minus 1 Prozentpunkt) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent, minus 9 Prozentpunkte) bleiben bedeutende Risikofaktoren, weisen jedoch gegenüber dem Jahresbeginn 2025 rückläufige Werte auf.
Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz. Braun: „Die Unternehmen haben weiterhin mit vielen parallel auftretenden Risiken zu kämpfen. Erfreulich ist allerdings, dass deren Intensität sowohl in der Einzelbetrachtung als auch in Summe abgenommen hat. Dieser Trend muss sich nun verfestigen.“
Mutiges wirtschaftspolitisches Handeln erforderlich
Um das Vertrauen der Unternehmen dauerhaft zurückzugewinnen und dringend benötigte Wachstumsimpulse zu setzen, ist nun entschlossenes politisches Handeln erforderlich. Braun: „Es bedarf klarer Signale für verlässlichere und wettbewerbsfähigere Rahmenbedingungen, für einen spürbaren Bürokratieabbau und eine Entlastung bei Kostenfaktoren wie Energie und Arbeit. Die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen dürfen erst der Anfang tiefgreifender, struktureller Reformen sein. Nur so kann verhindert werden, dass sich die Rezession der deutschen Wirtschaft verfestigt und der Standort international dauerhaft an Attraktivität verliert.“







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