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Ulm News, 25.04.2018 18:51

25. April 2018 von Ralf Grimminger
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Freundlich, schwäbisch und mit klarer Kante: Boris Palmer begeistert Zuhörer im vollbesetzten Stadthaussaal


Der Mann zieht. Boris Palmer, streitbarer Grüner, Buchautor und erfolgreicher Oberbürgermeister von Tübingen begeisterte am Dienstagabend die Zuhörer im vollbesetzten Stadthaussaal. Der 45-jährige Palmer war redegewandt, freundlich,  schwäbisch und zeigte auch politisch eine klare Kante. Kurzum: Boris Palmer wäre, vorausgesetzt seine Parteifreunde springen über ihren Schatten und machen ihren Frieden mit ihm, der einzig richtige und chancenreiche grüne Nachfolger von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Über Ambitionen in diese Richtung sprach er allerdings nicht. 

 Der überzeugte Bahn- und Fahrradfahrer Boris Palmer kam mit dem Zug nach Ulm – und 15 Minuten zu spät wegen diverser Probleme auf der an sich kurzen Strecke von Stuttgart nach Ulm. Palmer entschuldigte sich freundlich und erhielt freundlichen Applaus von den Zuhörern. Viele Ulmer kannten seinen Vater, den Obstbauern und Remstalrebellen Helmut Palmer, der auf dem Wochenmarkt bevorzugt gegen Beamte und Politiker schimpften. Neuerdings ist Boris Palmer auch Leuten bekannt, die wenig mit grünen Ideen am Hut haben, aber Palmers pragmatischen Einlässe in Sachen Flüchtlingspolitik beklatschen. Palmer sprach dann auch schnell die Ängste an, die die Zuwanderung vielen macht. Beispielhaft sprach er seiner eigenen Beklemmung, die ihn, den Zugfahrer, öfters bei größeren Gruppen von arabisch aussehenden Männern an Bahnhöfen befallen. Laut Palmer muss man diese Ängste aussprechen dürfen, „ohne gleich ein Rassist, AfD-Wähler oder Ausländerhasser zu sein“.
Dafür gab es dann auch gleich sehr viel und lauten Beifall. Palmer macht es außerdem keine Probleme, wegen seiner Ansichten in die Nähe der AfD gerückt zu werden. Palmer: „Auch der AfD kann mal was richtiges einfallen“. Allerdings räumte er ein, dass er in der Vergangenheit „einiges zu einfach“ und zu wenig differenzierend und erklärend in die Diskussion gebracht zu haben, was ihm den Beifall aus der rechten Ecke gebracht habe. Was das ist, stellte er beim Thema Abschiebung klar. Er sei für eine striktere Abschiebung. Gleichzeitig müssten aber jene, „die sich Bemühen, die Deutsch lernen, die einen Beruf lernen, also die, die wir brauchen“ auch einfacher ein Bleiberecht in Deutschland erhalten.
„Die, die wollen, sollen bleiben. Die, die nicht mitmachen, sollen gehen“. Als Kommunalpolitiker fordert er noch klarere Regeln. Einer Stadt sollten nur Flüchtlinge zugewiesen werden, die eine Chance auf ein Bleiberecht hätten, da sich für diese die Integrationsanstrengungen der Ehrenamtlichen, Behörden und Ausbildungsbetrieben lohnen. Deutschkurse für Leute, die sowieso Deutschland wieder verlassen müssen, hält Palmer für überflüssig und Verschwendung der Ressourcen. „Wir brauchen im Grunde aber ein Einwanderungsgesetz“, sagte der Tübinger Kommunalpolitiker. Auch das brachte ihm viel Beifall ein.
Auch sein Lob für die Abschottungspolitik der Österreicher und zu Teilen der Türken. Moralisch findet Palmer die Zusammenarbeit mit Erdogan zweifelhaft, praktisch blieb seiner Meinung nach keine Wahl, um vor allem Griechenland und die Inseln vor noch mehr Flüchtlingen zu bewahren. Dann aber differenzierte er. Wenn sich Europa und Deutschland abschotteten und Menschen aus armen Ländern abhielten, hierher zu fliehen, dann müsse Deutschland mehr tun als bisher. „Unser Wohlstand basiert auf dem Elend in Afrika. Wir müssen unseren Wohlstand teilen, damit die Menschen in Afrika eine Zukunft und eine Perspektive haben“. Und er sagte es noch klarer: „Wir müssen künftig etwas von unserem Wohlstand abgeben“. Das wiederum beklatschten die Zuhörer nicht so heftig wie seine Aussagen zuvor.
Doch Palmer ist bundesweit einer der bekanntesten Grünen, aber in seinem Hauptberuf Oberbürgermeister von Tübingen. Und das mit großem Erfolg. Unter ihm wurden und werden unter anderem der Fahrradverkehr gefördert, der Schadstoffausstoß gesenkt und dezentrale Wohnungen für F lüchtlinge und Hilfsbedürftige gebaut. Alles auch grüne Themen, weswegen sich Palmer auch als richtigen, echten Grünen sieht.
Der OB und der Stadtrat wollen in den nächsten Jahren den Bürgern den öffentlichen Nahverkehr gratis anbieten. Er benötige von Bund und Land neun Millionen Euro Zuschuss pro Jahr, sechs Millionen werde Tübingen beisteuern. Palmer hofft auf den Zuschuss und darauf, dass „wird das Experiment starten können“. Er möchte das Gratis-Busfahren zwei Jahre lang in seiner Stadt testen. Wenn er von diesen Planungen spricht, spürt man seinen Sachverstand, aber auch seine Leidenschaft, Dinge anzutreiben. Man hört ihm gerne zu, auch weil er keine Phrasen drischt, auch wenn er ein Politiker durch und durch ist und weiß, wie er Themen und Punkte richtig setzen muss, damit sie beim Publikum ankommen. Das macht er mal schwäbisch, mal hochdeutsch, er setzt dann auch mal ein Witzchen oder eine passende Anekdote und dann spricht er ernsthaft und stellt komplizierte Zusammenhänge in einfachen Worten dar. Boris Palmer ist ein Vollblutvolkspolitiker im Stile eines Winfried Kretschmann, dem die Leute gerne und aufmerksam – wie jetzt im Stadthaus – zuhören. Daher müsste Boris Palmer die erste Wahl sein – neben Cem Özdemir, wenn es für die Grünen darum geht, einen Nachfolger für den populären Ministerpräsidenten zu benennen, sollte dieser vorzeitig aus dem Amt scheiden wollen. 



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