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Ulm News, 23.11.2017 10:53

23. November 2017 von Ralf Grimminger
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Zum Tod von Reinhold Settele: Überzeugter Freidenker, Pazifist und besonderer Zeitzeuge


Am 20. November 2017 ist Reinhold Settele im Alter von 89 Jahren nach schwerer Krankheit in Heidenheim gestorben. Damit ist die Stimme eines klugen Kopfes, der schon als Jugendlicher gegen das NS-Regime opponierte und in der Bundesrepublik ein unbequemer Kritiker blieb, für immer verstummt. Dr. Nicola Wenge, wissenschaftliche Leiterin Dokumentrationzentrum Oberer Kuhberg Ulm, würdigt in einem Nachruf einen besonderen Zeitzeugen.  

 Reinhold Settele wurde in Ulm am 25. März 1928 in einer sozialistischen Arbeiterfamilie geboren und wuchs mit zwei Geschwistern im Gerberviertel auf. Gemeinsam mit seinen Freunden Fritz Bauknecht und Heinz Feuchter besuchte er die Ulmer Kepler-Schule und war 1939 als junger Schüler von der nationalsozialistischen Kriegspropaganda tief beeindruckt.
Anschaulich beschrieb Settele in Zeitzeugengesprächen, wie er gebannt den Fanfarenklängen der Radio-Sondermeldungen gelauscht und die militärischen Siege der Wehrmacht auf einer Landkarte mit Stecknadel nachgezeichnet habe. Dass es ihm als Jugendlichem trotz der NS-Propagandamaschinerie und trotz aller Drohungen gelang, eine kritische Haltung zu entwickeln und sich aktiv gegen das Regime zu stellen, schrieb er dem Einfluss seines Elternhauses zu.
Wichtig war auch der gemeinsame Entwicklungsprozess mit seinen engen Freunden Feuchter und Bauknecht. Die unangepassten Jugendlichen stärkten sich gegenseitig gegen Zwang und Verführungen des nationalsozialistischen Umfelds, dem sie in Schule und HJ-Dienst ausgesetzt waren. Als 15-jährige begannen die drei, antinazistische Parolen an Häuserwände zu malen, auf einen Schaukasten des „Stürmer“ schrieben sie zum Beispiel „Hetzblatt“. Sie stellten sich ab 1941 auch mit kleinen Sabotageaktionen gegen den Krieg, indem sie etwa versuchten, militärische Telefonleitungen zu durchtrennen. Außerdem leisteten die Jugendlichen Hilfe für die russischen Zwangsarbeiter Boris Pryadchenko und Leonid Tarrassiewitsch.
Reinhold Settele und seine Freunde versorgten die beiden mit Lebensmitteln und Informationen über den Kriegsverlauf und halfen ihnen bei einem Fluchtversuch aus dem Ulmer Zwangsarbeiterlager Roter Berg. Dass sie trotz großer Risiken, die sie bei diesen Aktionen eingingen, nicht verfolgt wurden, hing auch mit ihren Klassenkameraden zusammen, die sie nicht denunzierten, obwohl bekannt war, wie sie zum NS-Staat standen.
Doch am 17. Dezember 1944, dem schwersten Luftangriff auf Ulm, hing Reinhold Setteles Leben am seidenen Faden. Er überlebte mit einigen anderen Menschen im Keller des Hauses Dreiköniggasse 17, obwohl eine Sprengbombe das Haus getroffen hatte. Reinhold Settele haben die Erfahrungen von NS-Diktatur und im Zweiten Weltkrieg tief geprägt. Er blieb Zeit seines Lebens ein überzeugter Pazifist, der sich in der Nachkriegszeit der SPD anschloss und sich dann in der sozialistischen Studentenbewegung und der Friedensbewegung engagierte – gegen Wiederbewaffnung, Notstandsgesetze und Berufsverbote. Er beriet Kriegsdienstverweigerer und organisierte Ostermärsche.
Später fand er bei Attac und im Komitee für Grundrechte und Demokratie eine politische Heimat.
Seit den 1980er Jahren gab Reinhold Settele als Zeitzeuge jüngeren Generationen Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus, berichtete zahlreichen Schülerinnen und Schülern von Verfolgung und Widerstand und machte Mut zur Zivilcourage. Er förderte junge Menschen, die sich am DZOK für die kritische Beschäftigung mit der Geschichte engagierten und war ein überzeugter Freidenker.
In den letzten Jahren kämpfte Reinhold Settele, unterstützt von seiner Frau Susanne, mit schweren gesundheitlichen Problemen. Er blieb aber ein wacher Geist und hielt bis zu seinem Tod engen Kontakt zu seinen Weggefährten, auch zum Doku-Zentrum, insbesondere über Silvester Lechner. Als Vermächtnis nach dem Tod von Reinhold Settele bleiben Filme, Zeitzeugeninterviews, Broschüren und persönliche Dokumente im Archiv des DZOK. In der Dauerausstellung in de r Ulmer Volkshochschule zum Thema Jugendwiderstand („Wir wollten das Andere“) ist Reinhold Settele, zusammen mit seinen beiden lebenslangen Freunden Heinz Feuchter und Fritz Bauknecht, präsent.



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