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Ulm News, 18.07.2017 09:00

18. Juli 2017 von Ralf Grimminger
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„Ritz“-Bilder auf dem Smartphone - Ulmer Studie zu Selbstverletzendem Verhalten auf Instagram


 Selbstverletzendes Verhalten wie „Ritzen“ ist unter Jugendlichen sehr verbreitet. Den Betroffenen geht es dabei weniger um die Schmerzerfahrung selbst als um die damit verbundene Entlastung von negativen Emotionen. Wissenschaftler der Universität Ulm haben nun untersucht, wie Bilder solcher Selbstverletzungen in Sozialen Medien wie Instagram verbreitet und kommentiert werden. Für ihre Studie analysierten sie 32 000 Bilder sowie alle Kommentare, die im April 2016 über die gebräuchlichsten deutschen Hashtags dieses kostenlosen Online-Dienstes zum Teilen von Fotos und Videos gepostet wurden.

 „Soziale Medien spielen für den Alltag und das Selbstverständnis von Heranwachsenden eine essentielle Rolle. Daher ist es von großer Bedeutung zu wissen, wie psychische Störungsbilder in diesen stark emotionalen Medien kommuniziert werden“, so Professor Paul Plener, Leitender Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr. Rebecca Brown hat Plener in einer aufwändigen Studie analysiert, welche Bilder von Selbstverletzendem Verhalten in einem definierten Zeitraum auf Instagram gepostet werden und welche Kommentare sie hervorrufen. Veröffentlicht haben sie die Ergebnisse jüngst Open Access im Journal „Psychological Medicine“.

 Über ein aufwändiges mehrstufiges Codierungsverfahren haben die Wissenschaftler nicht nur die Art und Schwere der gezeigten Verletzung erfasst, sondern auch Hinweise auf das Geschlecht und Alter der Instagram-Nutzer ausgewertet, die über hashtags wie #ritzen, #klinge oder #selbstverletzung Bilder von Selbstverletzungen auf Instagram verbreitet haben. Kommentare, die sich auf diese Posts bezogen, wurden ebenfalls untersucht. Die Codierer achteten dabei darauf, ob die Texte Formulierungen enthielten, die mitfühlend, unterstützend oder schützend gemeint waren. Und auch Schmähungen und Beschimpfungen gingen in die Analyse mit ein.

 „Die meisten Bilder zeigten leichte bis mittelschwere Wunden, die durch `Ritzen´ oder Schneiden verursacht wurden. Was die Kommentare angeht, waren diese zumeist mitfühlend oder unterstützend und nur in seltenen Fällen kam es zu Beschimpfungen oder Beleidigungen“, resümiert Dr. Rebecca Brown die Ergebnisse. Den Wissenschaftlern – die bei ihrer Studie vom schottischen Wissenschaftler Robert Young sowie vom Programmierer David Goldwich und dem Datenjournalisten Martin Fischer unterstützt wurden – fiel nach der statistischen Auswertung zudem auf, dass die Kommentare bei schwereren Wunden deutlich häufiger waren. Hochgeladen wurden die Bilder meist in den Abendstunden, viele davon auch an Sonntagen.

 Die Ulmer Forscher suchten zudem nach Hinweisen, die auf soziale Ansteckung schließen ließen. Im persönlichen Kontakt zwischen Jugendlichen, die selbstverletzendes Verhalten zeigen, spielen Nachahmungseffekte bekanntermaßen eine große Rolle. Die vorgelegte Studie konnte solche Effekte nicht direkt nachweisen. Allerdings sehen die Wissenschaftler in dem Zusammenhang zwischen Verletzungsschwere und Nutzerreaktionen deutliche Hinweise auf soziale Verstärkungseffekte in Sozialen Medien.

 „Für Jugendpsychiater und -psychotherapeuten ist die Frage, ob Soziale Medien solche Verhaltensweisen verstärken können oder ob sie auch präventives Potential haben, natürlich von größtem Interesse“, betonen Plener und Brown. Ihre eigene Studie allerdings hat erst einmal einen eher explorativen Charakter. Denn damit wurde erstmals für den deutschsprachigen Raum nachgewiesen, wie verbreitet Bilder von Nicht-Suizidalem Selbstverletzendem Verhalten (NSSV) auf Kanälen wie Instagram überhaupt sind. Die Anbieter solcher Online-Bilder-Dienste sehen sich jedenfalls zunehmend in der Verantwortung, solche problematischen Darstellungen nicht zu befördern. Wer auf Instagram beispielsweise den hashtag #ritzen eingibt, wird in einem Pop-Up-Fenster erst einmal über spezielle Hilfsangebote informiert. Gefördert wurde die Studie der Ulmer Forscher von der VW-Stiftung.



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