Topspiel Ulm gegen Bamberg - Trainer Thorsten Leibenath: Wir brauchen ein fast perfektes Spiel

Manchmal schreibt der Sport Geschichten, wie sie sich kein noch so gewiefter Spielplan-Tüftler besser hätte ausdenken können. Wenn der ungeschlagene Vizemeister am Sonntag auf den ebenfalls unbesiegten Meister trifft, ist es fast auf den Tag fünf Jahre her, dass ratiopharm ulm am 10. Dezember 2011 mit einem emotionalen Feuerwerk und dem unvergessenen 101:83-Sieg gegen Oldenburg die ratiopharm arena eröffnete. Ein Jubiläum, das gefeiert werden muss – und wer wäre dabei als Gast geeigneter als Brose Bamberg?

Der Deutsche Meister – oder die große Ulmer Nemesis der letzten Jahre, die gleich zweimal (2012 und 2016) zwischen dem Leibenath-Team und dem Titelgewinn stand. Und: das – neben Ulm – einzige Team, das in dieser Saison noch ungeschlagen ist. Mehr Spannung und Dramatik geht nicht. „Gut reicht gegen Bamberg nicht, wir brauchen ein fast perfektes Spiel. Es geht am Sonntag nicht nur darum, dass wir uns gute Würfe erarbeiten – die Bälle müssen auch fallen“, so Head Coach Thorsten Leibenath.

Gegen kein deutsches Team hat ratiopharm ulm eine schlechtere Bilanz: Von den bisher 31 Begegnungen mit Bamberg gingen 27 verloren. In der ratiopharm arena verloren die Oberfranken erst einmal: beim 72:59 im Dezember 2013. In der laufenden Runde hat das Trinchieri-Team inklusive Europapokal schon 24 Spiele absolviert – fünf mehr als Ulm und doppelt so viele wie ein normaler Bundesligist.

Dass am Sonntag zwei Spitzenteams aufeinandertreffen, belegen die Statistiken: Das beste Offensivteam der Liga (93,3 Punkte, Ulm), trifft auf das mit der zweitbesten Feldwurfquote: Nur die Bayern werfen den Ball noch besser als die 51,5 Prozent von Bamberg. Während ratiopharm ulm die Nase bei den Rebounds vorn hat – auch hier sind die 37,3 Boards pro Spiel ein Liga-Spitzenwert – ist Bamberg das Team, das den Ball am seltensten (11,3 Turnovers) von allen 17 Bundesligisten verliert.

Nikos Zisis ist nach dem Abgang von MVP Brad Wanamaker der unangefochtene Bamberger Chef. Ihm zur Seite steht mit Fabien Causeur ein Mann, der mit dem spanischen Powerhouse Vitoria in der letzten Saison das Euroleague-Final-Four erreichte. Dazu kommen auf den Guard-Positionen der Lette Janis Strelnieks, Jung-Nationalspieler Maodo Lo und Scharfschütze Lucca Staiger. Auf Groß ist (fast) alles wie gehabt: Multi-Talent Nicolo Melli und der Ex-Ulmer Daniel Theis bilden das wohl stärkste Big-Man-Duo der Liga, das vom nicht minder talentierten Darius Miller ergänzt wird. „Killer-Miller“ – den viele für den besten Spieler der Liga halten – ist Bambergs prädestinierte Crunchtime-Waffe.

Thorsten Leibenath (Head Coach ratiopharm ulm) sagte bei der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Gut reicht gegen Bamberg nicht, wir brauchen ein fast perfektes Spiel. Es geht am Sonntag nicht nur darum, dass wir uns gute Würfe erarbeiten – die Bälle müssen auch fallen. Wenn Bamberg aber so effektiv und präzise wie zuletzt in Tel Aviv spielt, wird es ganz schwer. Wir müssen uns auf Rückschläge im Spiel einstellen – deshalb ist eine hohe Fehlertoleranz wichtig. Generell sehe ich keine Schwachstellen im Bamberger Spiel und davon zu reden, wir seien auf Augenhöhe mit dem Deutschen Meister, ist vermessen und respektlos.“
Pete Strobl (Assistant Coach ratiopharm ulm): „Ich erwarte eine laute Atmosphäre, in der die Fans bereit sind, alles zu geben. Für uns als Team ist es ein Test, auf den wir uns sehr freuen. Gleichzeitig wissen wir, es ist nur ein Vorrundenspiel. Bamberg ist dort, wo wir einmal hinwollen. Sie sind klar die Besten und das lässt sich auch mit einem Spiel nicht verändern. Wenn man sich ihre Struktur, ihr Budget, ihr Talent und ihre Ambitionen anschaut, muss man anerkennen – sie sind in jeder Kategorie großartig.“
Bamberg bringt die Erfahrung von über 900 Euroleague-Spielen mit. In der easyCredit BBL gelangen die 13 Siege mit einem durchschnittlichen Vorsprung von 21,1 Punkten; die größte Differenz seit 1991, als Leverkusen seinen zweiten von sieben Titeln in Folge gewann.
ratiopharm ulm bestritt seit Eröffnung der ratiopharm arena 141 Pflichtspiele, 97 siegreich (69 Prozent Siegquote). Den höchsten Sieg feierten die Uuulmer im April 2013 gegen Gießen (100:46), die meisten Punkte gelangen im November gegen Hagen (116:64). Die höchste Pleite: ein 74:102 im Frühjahr 2012 – gegen Bamberg.