Lange Anreise für Basketballer - ratiopharm ulm spielt im Eurocup gegen Lokomotiv Kuban Krasnodar

 Die fast 3000 Kilometer weite Reise ins russische Krasnodar ist zwar nicht der längste Trip, den ratiopharm ulm in seiner vierjährigen Eurcup-Historie absolvierte – die Reise nach Kasan war noch weiter – die fast 12-stündige Anreise ist dennoch ein Thema. „Das ist sicherlich eine ungewohnte Belastung für uns. Es ist beispielweise nicht normal, dass wir vor einem Spieltag so spät ankommen, dass wir erst um 24 Uhr zu Abend essen“, so Head Coach Thorsten Leibenath.
Das sieht auch der Ex-Ulmer Ian Vougioukas so: „Der größte Unterschied zwischen der russischen und der deutschen Liga ist die Reisesituation. Hier musst du für jedes Spiel zweimal fliegen – wenn du das nicht gewohnt bist, kann das sehr belastend sein“, so Vougioukas, der ratiopharm ulm in der Saison 2014/15 auf seinen Schultern ins Playoff-Halbfinale trug. Mittlerweile ist der 2,11 Meter große Center in Krasnodar und damit etwa 1200 Kilometer südlich von Moskau zuhause.
Sein neues Team ist seit dem Erreichen des Euroleague Final Fours 2016 ordentlich durcheinander gewirbelt worden. Das belegen auch die jüngsten Ergebnisse in der länderübergreifenden VTB-Liga, wo das neu zusammengestellte Team nach zwei Spieltagen noch auf den ersten Sieg wartet. Im Eurocup startete Kuban, das vom ehemaligen griechischen Nationaltrainer Fotis Katsikaris gecoacht wird, indes mit einem Auswärtssieg in Ljubljana.
Krasnodar ist nach St. Petersburg und Kasan das dritte russische Team auf das ratiopharm ulm im Eurocup trifft. Dass es möglich ist, auch nach einer extrem langen Anreise zu gewinnen, belegt der Roadtrip nach Kasan (2012/13): Damals führte Topscorer Per Günther (19 Punkte, davon 11 von der Freiwurflinie) sein Team zu einem 87:95-Auswärtscoup.
Nach nur einem Eurocup-Spiel ist die Stärke der Russen nur zu erahnen. Was beim 64:72-Erfolg in Slowenien auffiel, waren die 35 Teamrebounds, zu denen neben Vougioukas (8) acht weitere Spieler mindestens 2 Rebounds beigetrugen.
„Im System von Kuban spielt die Tempokontrolle eine große Rolle“, erklärt Leibenath, wie die Russen Ljubljana unter 70 Punkten hielten. Noch nie ist es einem Spieler in der Ulmer Historie gelungen in so kurzer Zeit (18 Spiele), einen so nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Was Vougioukas in der Playoff-Viertelfinalserie 2015 leistete, ist nicht nur wegen seines „Zauberwurfs“ in Spiel 5 unvergessen: 16,6 PpG (80% FG), 5,4 Rebounds und 2 Assists, so die Statsline des Mannes, der sich sehr auf das Wiedersehen mit Per Günther und Co. freut. „Es ist immer etwas Besonderes gegen dein Ex-Team zu spielen – vor allem wenn es gegen eine Mannschaft geht, bei der du dich so wohlgefühlt hast wie ich in Ulm“. schreibt Vougioukas per Email.
Thorsten Leibenath (Head Caoch ratiopharm ulm) sagte vor der Abreise: „Wir haben großen Respekt vor Krasnodar, das vom Spielerpersonal her einen ähnlich starken Kader aufweisen kann wie Valencia. Wenngleich die neu zusammengestellte Mannschaft vielleicht noch nicht ganz so eingespielt ist, erwartet uns ein ganz harter Brocken. Aber auch wir haben das Zeug, es jedem Gegner schwer zu machen. Die Jungs sind heiß darauf, eine Überraschung zu schaffen.“
Tim Ohlbrecht (Center ratiopharm ulm) betonte: „Wir haben in Krasnodar nichts zu verlieren. Kuban ist der hohe Favorit – aber vielleicht erwischen wir sie ja auf dem falschen Fuß oder sie unterschätzen uns. Wir haben also keinen Druck. Auch wenn es sicher nicht einfach wird, freue mich auf das Duell mit Ian, den ich als sehr netten Kerl kennengelernt habe."
Dass die easyCredit BBL immer wieder als Sprungbrett für eine ganz große Karriere dient, zeigt nicht erst der phänomenale Wechsel von Nationalspieler Paul Zipser von München zu den Chicago Bulls. Auch Krasnodars Amerikaner Taylor Rochestie ist hierfür ein gutes Beispiel. Der Mann, der 2009/10 in Göttingen und ein Jahr später in Berlin spielte, wurde 2014/15 im Trikot von Nizhny Novograd als Topscorer der Euroleague (18,9 PpG) mit der „Alphonso Ford Trophey“ ausgezeichnet. Nach einer Station bei Maccabi Tel Aviv ist Kuban die zehnte Profistation des 31-Jährigen.